Bürgerenergie, wie geht das?

Bürgerenergie Westoverledingen

Unter dieser Fragestellung hatte BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN zu einem Informationsabend am 23.06.2022 eingeladen. Etwa 60 BürgerInnen waren gekommen. Grundgedanke der Initiative war es, Möglichkeiten auszuloten, wie in unserer Region die Energiewende vorangebracht werden kann. Dabei wollen die Grünen die Initiative nicht Investoren von außerhalb überlassen, sondern selbst aktiv werden. Schnell wurde deutlich, wo die großen Fehler und Schwierigkeiten liegen. Die Vorgaben von Bund und Land sind kompliziert und gerade in der Entwicklung. Wir wollen aber nicht warten, bis die neue Bundesregierung die Gesetze geändert hat, sondern uns jetzt aufstellen und Strukturen schaffen für unsere Region. Die Stimmung in der Versammlung schwankte zwischen Frustration über Hemmnisse und Vorschriften einerseits und der Aufbruchstimmung.

Als Referentin zeigte Sissi Grossmann auf, wie aus einer kleinen Initiative eine große Aktiengesellschaft wurde und bot ihre Hilfe an. Der zweite Referent des Abends, Edgar Bös-Wenner, spannte den Bogen über die ganze Welt.

Seine münsterländische Genossenschaft fairPla.net betreibt in Münster Photovoltaikanlagen und fördert gleichzeitig Energieeinsparungen in Asien und Afrika. Sein Vortrag machte Mut, solche Projekte auch im Oberledingerland zu beginnen. Er riet dazu, potenzielle Dachflächen zu suchen und von den Eigentümern zu pachten. Auch er bot seine Unterstützung an, um eine geeignete Firmenstruktur zu finden.

Das Ziel ist es, sich noch dieses Jahr im Herbst zu konkreten Projekten wieder zu treffen. Eine Einladung dazu wird per Mail erfolgen. Wer daran Interesse hat, kann sich gern per Mail melden bei: detlef.hermann@ewetel.net.

Ein zweiter Bericht aus dem Kreis der Teilnehmer zeigt eine weitere Sichtweise auf den Veranstaltungsabend:

Am Donnerstag, 23.6.2022, stellten auf Einladung der Grünen Westoverledingen im Landgasthof Gossling zwei Unternehmen interessante Konzepte zur Bürgerbeteiligung an Windparks vor. Nachzulesen ist dies auf den Websites der beiden Unternehmen, FairPla.net und Web.Energy. Beide Unternehmen favorisieren lokale Trägergesellschaften in Bürgerhand, sei es als Genossenschaft oder als Kapitalgesellschaft. Die Unternehmen übernehmen dann alles, was mit der Verwaltung zu tun hat.

Nach den Präsentationen wurde noch lange diskutiert. Schwerpunkte waren die Probleme mit den Flächennutzungsplänen, die in Westoverledingen wie auch in Rhauderfehn davon geprägt sind, die Windkraftnutzung eher zu verhindern. Außerdem nahm die Photovoltaik einen großen Raum ein, wobei den meisten Teilnehmer:innen nicht klar zu sein schien, dass die Photovoltaik leider nahezu keinen Beitrag leisten kann, wenn es darum, die Häuser zu beheizen, denn im Winter ist der Stromertrag auf Grund der niedrig stehenden Sonne und der Kürze der Sonnenscheindauer viel zu niedrig, um einen nennenswerten Beitrag zu leisten.

Die aus unserer Sicht interessanteste Idee ist aber, die Einrichtung der Windparks davon abhängig zu machen, dass der Strom an die Bürger:innen direkt vermarktet wird. Das bedeutet, dass der in der Gemeinde erzeugte Strom auch an die Bürger:innen der Gemeinde verkauft wird. Im Verfolg der Veranstaltung teilte die Repräsentantin der W.E.B. Windenergie Deutschland GmbH mit, dass der Mutterkonzern dieses Konzept sowohl in Kanada wie auch in Österreich bereits umgesetzt hat. Konkret könnte dies bedeuten, dass die Bürger:innen der Gemeinde den Strom zum Preis der Einspeisevergütung mit einem Aufschlag (für die Verwaltung) von 3 bis 4 Cent pro kw/h beziehen könnten. Dies wären in Summe aktuell etwa 12 Cent pro kw/h.

Angesichts der aktuell explodierenden Energiekosten sollte diese Idee möglichst schnell umgesetzt werden!